Sportmediziner Markus Bruckhaus-Walter zu Sportbeschränkungen
Im Kampf gegen Corona hält der Sport noch einmal den Atem an. Um das Saisonfinale sicherzustellen, schotten sich die Profifußballer gegen das Virus ab und beziehen Quarantänelager. Bundesweit bremst das Infektionsschutzgesetz weiter den Vereinssport wie auch den individuellen Bewegungsdrang.
Je nach Corona-Inzidenz erschwert die Notbremse das Sporttreiben. Wo bleibt die von vielen erhoffte Entspannung und Lockerung zum Frühjahr?
Markus Bruckhaus-Walter: Wer generell darauf gesetzt hat, dass dem Sporttreiben im Freien mit Beginn der warmen Jahreszeit nur noch wenig Grenzen gesetzt sind, muss enttäuscht sein. Im Detail erscheinen mir einige Verordnungen und deren Umsetzung fragwürdig oder gar ungerechtfertigt.
Individualsport, Mannschaftssport, Kontaktsportarten: es wird weiter genau unterschieden. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hätte eine praktikablere Lösung speziell für den Vereinssport bevorzugt.
Markus Bruckhaus-Walter: Es gibt meines Erachtens einige schwer nachvollziehbare Einschränkungen. Wer zum Joggen oder Nordic-Walking raus will, muss oft noch Personenlimitierungen beachten. Tanzsport ist selbst Ehepaaren untersagt. Beachvolleyball ist im größeren Familienverbund ebenfalls nicht erlaubt, um nur ein paar Beispiele anzufügen.
Was bedeutet die Unterscheidung nach Altersgruppen für den Jugendsport?
Markus Bruckhaus-Walter: In erster Linie geht es natürlich darum, das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Andererseits erschwert manches Betreuern und Trainern in den Vereinen die ohnehin komplizierte Situation. Im Jugendfußball gelten nun schon ab dem 14. Lebensjahr erhöhte Auflagen. Jüngere sollen maximal in Fünfergruppen Ballspielen. Dabei war im Nachwuchsbereich gerade erst das Modell drei gegen drei für mehr Spielfreude vorgestellt worden.
Sportfunktionäre kritisieren einen verordneten Bewegungsmangel, der Probleme schaffe. Gerade in der Pandemie biete sich der Sport als Freizeitausgleich an, um die belastende Situation für Körper, Seele und Geist etwas zu lindern.
Markus Bruckhaus-Walter: Es gibt einige unerfreuliche Tendenzen. Aktuell lernen immer weniger Kinder schwimmen. Immer mehr entwickeln Übergewicht. Untersuchungen zufolge treiben zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie überhaupt keinen Sport mehr. Es ist ja allgemein bekannt: Darunter leiden die kognitiven Fähigkeiten. Zusätzliche Kilos, die Kinder nur schwer loswerden, belasten Gelenke sowie Herzkreislauf und fördern Diabetes.